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Die griechische Bürokratie

Christian und die griechische Bürokratie

Am zweiten Tag seines Aufenthalts auf Thassos hatte Christian einen ambitionierten Plan. Er wollte in Limenas, der Hauptstadt der Insel, ein Bankkonto eröffnen. Es schien ihm eine einfache Aufgabe zu sein, aber er hatte die griechische Bürokratie unterschätzt.

Mit einem frischen Kaffee und einer gehörigen Portion Optimismus startete er den Tag. Er beschloss, den Roller heute stehen zu lassen und nahm den Bus nach Limenas. Die Fahrt bot ihm erneut atemberaubende Ausblicke auf die Küste und die grünen Hügel der Insel. Christian war zuversichtlich und freute sich auf den Tag.

In Limenas angekommen, machte er sich auf den Weg zur Bank. Das Gebäude war leicht zu finden, doch schon beim Betreten der Bank fühlte er sich von der griechischen Bürokratie überwältigt. Der Empfangsbereich war voll von Menschen, die alle ihre eigenen Anliegen hatten. Christian nahm eine Nummer und wartete geduldig, während er sich umsah. Die Schilder waren alle auf Griechisch, was ihm nicht gerade half, aber er blieb optimistisch.

Endlich wurde seine Nummer aufgerufen. Er trat an den Schalter und erklärte in gebrochenem Griechisch und mit viel Gestik, dass er ein Konto eröffnen wollte. Die Bankangestellte, eine resolute Frau mit strengem Blick, musterte ihn kurz und schüttelte dann den Kopf. „Termin?“ fragte sie knapp.

„Termin? Nein, ich habe keinen Termin,“ antwortete Christian und spürte, wie seine Zuversicht zu schwinden begann.

„Sie brauchen einen Termin,“ erklärte die Angestellte und fuhr fort: „Haben Sie Ihren Ausweis? Ihre Steueridentifikationsnummer? Ihren Nachweis über den Wohnsitz?“

Christian sah sie an, als hätte sie gerade auf Griechisch gesprochen – was sie tatsächlich getan hatte. „Ähm, nein, ich habe nur meinen Ausweis dabei,“ sagte er zögernd.

Die Angestellte seufzte und schüttelte erneut den Kopf. „Sie brauchen all diese Dokumente, um ein Konto zu eröffnen. Und einen Termin. Sie können online einen Termin vereinbaren oder nächste Woche wiederkommen.“

Frustriert und etwas beschämt verließ Christian die Bank. Er hatte keinen blassen Schimmer, wie er an all diese Papiere kommen sollte. Die Hitze der Stadt, die Geräusche und die Menschenmengen begannen ihn zu überwältigen. Er beschloss, dass es das Beste sei, erstmal zurück nach Limenaria zu fahren und einen neuen Plan zu schmieden.

Er fand die Bushaltestelle und setzte sich auf eine der wenigen freien Bänke. Der Bus kam natürlich nicht pünktlich. Als er endlich auftauchte, war er überfüllt. Christian zwängte sich hinein und fand einen Stehplatz zwischen einer Gruppe Touristen und einem älteren griechischen Ehepaar, das sich lautstark über etwas stritt.

Die Fahrt zurück nach Limenaria zog sich hin. Der Bus machte an jeder Haltestelle halt und schien aus jedem Winkel der Insel Passagiere aufzunehmen. Die Klimaanlage war kaum merklich, und Christian fühlte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Doch er konnte nicht anders, als die kuriose Situation zu genießen. Die Lebendigkeit und das Chaos waren Teil des Abenteuers, das er sich erhofft hatte.

Endlich erreichte er Limenaria. Er stieg aus dem Bus und atmete die frische Luft tief ein. Seine Pension war nur einen kurzen Fußmarsch entfernt. Er beschloss, sich mit einem kühlen Getränk in der nahegelegenen Taverne zu belohnen. Dort angekommen, bestellte er sich ein großes Glas eiskaltes Wasser und einen Frappé.

Er ließ sich auf einen der schattigen Plätze nieder und beobachtete das bunte Treiben um sich herum. Die Frustration des Tages begann zu verblassen, und er konnte über seine misslungene Mission schmunzeln. „Willkommen in Griechenland,“ dachte er, „wo nichts so einfach ist, wie es scheint.“

Christian beschloss, es demnächst erneut zu versuchen, diesmal besser vorbereitet und vielleicht mit einem Termin. Während er seinen Frappé genoss und den Blick über das Meer schweifen ließ, wusste er, dass er trotz allem am richtigen Ort war. Thassos hatte ihn bereits in ihren Bann gezogen und er freute sich auf die kommenden Tage – ganz gleich, wie chaotisch sie auch sein mochten.

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